Zülpich - Rheinische Kunststätten - page 11

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an die gotische Nordostwand der Burg angesetzt
wurde, erhalten. Um die Wende zum 20. Jh. wurde
ein weiteres Fabrikgebäude außen an dieselbe
Wand angesetzt.
Der Bombenkrieg des Jahres 1944 beschädigte
die Burg- und Fabrikanlage schwer. Nach 1956
wurden die Türme in zum Teil vereinfachten Formen
saniert und wiederhergestellt. Die Außenmauern
wurden wieder bis auf Traufhöhe hochgezogen,
zerstörte Gesimse, Friese und Zinnen in schlichter
Ausführung erneuert. Zeitgleich erfolgte der Ein-
bau neuer, moderner Fabrikationsgebäude für
die Kornbrennerei im Burghof. Ein neues Verwal-
tungsgebäude vor der Burg konturiert seither den
Kirchvorplatz. Bis in die 1980er Jahre hinein diente die
frühere Landesburg weiterhin als Produktionsstätte
des „Sieger-Korns“ und der hochprozentigeren
Fassung, des „Alten Siegers“. Anschließend wurden
die Burg und die mit ihr verbundenen Brennrechte
an ein großes Spirituosenunternehmen verkauft,
das die Produktion nach einiger Zeit an einen neuen
Standort verlagerte.
Nach langjährigem Leerstand erhielt die Burg
2003 neue Eigentümer, die das bestehende Areal
seither sichern und erhalten. Die sanierten Fabrik-
räumlichkeiten dienen nunmehr als moderne
Wohn- und Arbeitsstätten. Im Sommer 2009 wur-
de im Erdgeschoss mit Unterstützung der Stadt
Zülpich eine „Geschichtswerkstatt“ des örtlichen
Geschichtsvereins eingerichtet. Diese dient als
außerschulischerLernortderregionalgeschichtlichen
Bildung und zugleich stadthistorischer Forschung
und Präsentation. 2012 entstand darüber hinaus in
Nachbarräumen die Ausstellung einer städtischen
Gemäldesammlung des aus Zülpich stammenden
Genremalers Hubert Salentin, eines bekannten
Vertreters der Düsseldorfer Malerschule. Auch
Skulpturen des Zülpicher Bildhauers Franz Kött
werden gezeigt. Für die anstehende NRW-
Landesgartenschau 2014 wurde der Nordturm zu
einem Aussichtsturm umgebaut.
Neben Lechenich, Linn und Kempen zählt
die Landesburg Zülpich zu den letzten vier noch
erhaltenen, charakteristischen kurkölnischen Lan-
desburgen des 14. Jh. im Rheinland. Wegen ihrer
stadtbildprägenden Wirkung gilt sie trotz man-
nigfacher Veränderungen als „eine der wich-
tigsten und besterhaltenen gotischen Kastell-
anlagen am Niederrhein.“
Gasthausberg: Gasthauskapelle und Gasthaus
Knapp unterhalb des Mühlenbergs liegt die
„Gasthauskapelle“. Sie gehörte einst zu dem
wohl bereits im 11. Jh. gegründeten Gasthaus,
das rechtwinklig an die Kapelle anschloss. Das
Gasthaus nahm zunächst Reisende, dann vor allem
Bedürftige auf. Sie wurden in dem auch „Hospital“
(lat. hospitalitas = Gastfreundlichkeit) genannten
Haus versorgt und verpflegt. Die Einrichtung
wurde zunächst von der Stadt, dann von der Kirche
geführt. Der jetzige Anbau an die Kapelle von 1964
bietet mit seinem Treppengiebel und der Kubatur
die Anmutung des mittelalterlichen Vorgängers.
Diesem gegenüber ist die zugehörige
Gasthauskapelle aus dem Jahr 1454 noch erhalten.
Es handelt sich um eine dreijochige, verputzte
Bruchsteinkapelle mit Sakristeianbau an der
Südseite des Chores. Altar und Pietà ihrer Aus-
stattung entstammen dem 15. Jh.
Käsmarkt
Der Weg vom Gasthausberg führt bergab über den
mittelalterlichen Käsmarkt zum heutigen Markt-
platz. Dieser ältere mittelalterliche Markt, zum
pfalzgräflichen Bezirk Palenz gehörig, wird ge-
säumt von zweigeschossigen, klein parzellierten
Häuschen des 16. bis 18. Jh. Sie bilden ein in der
Stadt einzigartiges Ensemble frühneuzeitlicher
Wohnbauten. Der Name des Platzes verweist auf
den dort ehedem aufgestellten „Käks“ (Varia-
tion des Prangers). Der Name der abzweigenden
„Schießbahn“ soll dagegen auf das Übungsterrain
der mittelalterlichen Stadtsoldaten Zülpichs, der
Schützen, verweisen.
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