Zülpich - Rheinische Kunststätten - page 2

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Zülpich
Von Hans-Gerd Dick
Die Zülpicher Börde gilt bereits seit der Jungsteinzeit
als besiedelt. 2009 wurden im Baugebiet „See-
gärten“ nahe der Kernstadt Keramikfunde
gemacht, die auf das 4. Jahrtausend v. Chr. datiert
werden. Da der vorherrschende Löss-Lehmboden
organisches Material nicht erhält, bleiben die Spuren
menschlicher Siedlung bis in die römische Zeit
spärlich. Zuvor lebte hier eine keltisch-germanische
Bevölkerung in Höfen und kleinen Siedlungen.
Auch sie hat nur indirekt Spuren hinterlassen: So
werden diejenigen Ortsnamen Zülpichs und etwa
20 weiterer Dörfer in der Umgebung mit moderner
Namensendung auf „-ich“ auf keltische Ursprünge
zurückgeführt, die in einen auf „-acum“ endenden
römischen Ortsnamen mündeten (Tolbiacum -
Zülpich). Auch die Matronen, keltisch-germanische
Fruchtbarkeitsgöttinnen, finden die Römer bereits
vor, setzen ihnen jedoch als Erste eigens Weihe-
steine zur kultischen Verehrung. Allein imGebiet der
Gesamtstadt wurden rund 30 solcher Weihesteine
gefunden.
Mit ihrer Einbeziehung in den römischen
Herrschaftsbereich fiel der Zülpicher Börde die
Funktion eines landwirtschaftlichen Hinterlandes
für die Städtegründungen am Rhein zu. Die Region
wurde durch Errichtung zahlreicher Gutshöfe, teils
mit eigenen Wasserleitungen, sowie ein dichtes
Straßennetz erschlossen und kultiviert.
Die bereits bestehende Siedlung, die nun den
gallo-römischen Namen Tolbiacum erhielt, lag
seither im Schnittpunkt mehrerer Fernstraßen.
Damit wurde sie zu einem Verkehrsknotenpunkt.
Mit ihrer ersten Erwähnung in den Annalen des
Tacitus tritt Tolbiacum, im Zusammenhang mit
der Niederschlagung des Bataveraufstandes im
Jahre 70. n. Chr., in die Geschichtsschreibung ein.
Der Siedlung wuchs seither weiter, blieb jedoch in
römischer Zeit ohne Stadtrecht. Der vicus Tolbiacum
wurde stattdessen von der Colonia als Vorort
mitverwaltet.
Der Ort konnte, in der Spätantike befestigt, seine
BedeutungzunächstindasMittelalterhineinwahren.
Nahe dem fortbestehenden Straßenkreuz soll nach
Abzug der Römer und Landnahme der Franken
um 496 die fränkisch-alemannische „Schlacht
bei Zülpich“ stattgefunden haben. Diese Schlacht
bildete den Anlass für die Bekehrung Chlodwigs,
des ersten christlichen Barbarenherrschers. Er
baute in der Folgezeit ein katholisch geprägtes,
fränkisches Großreich auf. Im 6. Jh. gilt Zülpich
dem Geschichtsschreiber Gregor von Tours als
„civitas“, als stadtähnliches Gemeinwesen. Der Ort
wurde Mittelpunkt des Zülpichgaus und Sitz einer
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