Zülpich - Rheinische Kunststätten - page 18

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Der Mauerverlauf ist dabei den unterschiedlichen
Geländeverhältnissen entsprechend ausgeführt
worden. Von den Torburgen, ursprünglich einmal
alle vier als Zwingeranlagen ausgeführt, decken
drei dabei römische Straßen: Kölntor, Münstertor
und Bachtor. Hier liefen die „Agrippastraße“ (Köln-
Trier), bzw. die von Bonn über Euskirchen-Billig und
die von Neuss über Bergheim-Thorr nach Zülpich
führenden Straßen stadteinwärts. Charakteristisch
für den Ausbau von Mauern, Toren und Burg ist
ihre vorherrschende Ausführung in Backstein, dem
bevorzugten Steinmaterial jener Zeit. Er verleiht
den mittelalterlichen Bauten Zülpichs eine bis
heute bestehende, optische Einheitlichkeit. Durch
eine Reihe von Bränden und Kriegen wurde die
Stadtbefestigung bis in das ausgehende 17. Jh.
hinein immer wieder beschädigt und jeweils nur
notdürftig repariert. In der 2. Hälfte des 19. Jh.
wurden, den Anforderungen des Verkehrs ent-
sprechend, charakteristischerweise Torbögen ange-
hoben oder ausgebrochen, bzw. Maueranschlüsse
niedergelegt, um Platz zu geschaffen. Landesburg,
Tore und Mauern erlitten weitere schwere Schäden
im Zweiten Weltkrieg. Der gesamten Mauer fehlen
Zinnen, Teile sind verschiedentlich beigemauert
oder in den Ausbau von neuzeitlichen Häusern und
Gärten integriert worden.
Zwischen Martinstraße, Köln- und Münstertor
steht die spätmittelalterliche Stadtmauer deutlich
erkennbar auf einem wohl älteren Wall. In Bruch-
stein ausgeführte Teilbereiche nahe des Köln-
tors entstammen wohl älteren Bauphasen. In
regelmäßigen Abständen wird der Mauerring
durch Schießscharten unterbrochen, stadteinwärts
sind Wehrgangabsätze bzw. deren Substruktion
noch sichtbar. Zwischen Münstertor und Landes-
burg verläuft die Mauer hart neben dem
Museum der Badekultur. An dem mauereinwärts
zum Quirinusplatz führenden Weg liegt ein
ruinöser Viereckturm, in dessen Schießscharten
Widerlagerbalken für Hakenbüchsen eingelassen
sind. Diese klobigen Verteidigungswaffen des
15. und 16. Jh. stellten frühe Vorläufer moderner
Feuerwaffen dar, mit denen schließlich der
Niedergang mittelalterlicher Stadtbefestigungen
einherging. Zur Burg hin ist die Mauer großteils
nur noch in ihren Fundamenten, der vorgesetzte
Wallgraben jedoch noch vollständig erhalten. Der
Durchgang zum Quirinusplatz (Quirinusgässchen)
ist neuzeitlich.
Von der Burg zum Weiertor herab verläuft die
Mauer oberhalb einer Böschung, die den neuen
„Park amWallgraben“ mit seiner historischen Streu-
obstwiese begrenzt. Auch vom Weier- zum
Bachtor und bis zum Ausbruch Martinstraße
ist die Stadtmauer auf ganzer Länge erhalten.
Der mittelalterliche Schalenturm in der Grün-
anlage zwischen Bachtor und Martinstraße,
„Knochenturm“ genannt, wurde 1929 zu einem
martialischen Ehrenmal für die Gefallenen des
Ersten Weltkriegs umgestaltet. Nach dem Zweiten
Weltkrieg wurde es um die Namen derjenigen,
die ihm zum Opfer fielen, ergänzt. Der kleine
Schalenturm an der Martinstraße war bereits zuvor
zu einer kleinen Kapelle umgestaltet worden. In
der kleinen Grünanlage am Frankengraben ist
die ursprüngliche, vorgelegte Zone mit ehedem
wassergefüllten Gräben noch ablesbar, ansonsten
modern überbaut.
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