Erpel - Rheinische Kunststätten - page 8

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Außenanstrich des Turmes waren als erster Schritt
einer Verputzung des gesamten Äußeren geplant,
wurden aber aus Kostengründen nicht umgesetzt.
BeidenumfangreichenRekonstruktionsarbeiten
musste das marode Mauerwerk der Seitenschiffe
aus statischen Gründen bis auf die Fundamente
abgetragen werden. Dabei gingen sämtliche Reste
alten Putzes und der Bemalung um ein Fenster
an der Ostwand des nördlichen Seitenschiffes
verloren. Die Rundbogenfenster der Seitenschiffe
erhielten ihre romanischen Maße zurück. Der
Haupteingang wurde mit neuer Vorhalle in die
barocke Verlängerung des nördlichen Seitenschiffes
verlegt. Die Erneuerung des Daches gab Gelegen-
heit, auch hier die spätromanische Bauform
wiederherzustellen. Haupt- und Seitenschiffe
zeigen wieder klar getrennte Dachflächen und
lassen die Fenster des Obergadens frei, die
ebenfalls auf das romanische Maß zurückgebildet
wurden. Die siebenseitige Apsis weist gekantete
Lisenen und Rundbogenfriese auf. Ihre Fenster
konnten nach Abbruch der bisherigen, aus dem
19. Jh. stammenden Sakristei wieder vollständig
geöffnet werden. Im Zuge der großen
Kirchenrestaurierung 1960 bis 1967
wurde eine neue Sakristei errichtet. Sie
fügt sichwie eineReihe alter Steinkreuze
und die Abschlussmauer zum Pfarrhaus
in Bruchstein in die einfühlsam
gestaltete Umgebung der Kirche ein.
An der Außenwand links neben der
Apsis wurde die reichgeschmückte
Grabplatte des Pfarrers Wollersheim
von 1711 angebracht. Der Platz an der
Kirche war der ursprüngliche Kern der
Siedlung, der zugleich Gerichtstätte
und Marktort war und wo sich auch
die Fleischbank befand. Im Rahmen
der Dorferneuerung wurde 1995 der
Kirchplatz, der bis 1833 als Friedhof
genutzt worden war, ansprechend
neu gestaltet. Die durch Pilzbefall
geschädigte mächtige Blutbuche im
Zentrum des Platzes wurde 2005 durch eine Linde
ersetzt.
Das Innere
Die Restaurierungen der 1960er Jahre gaben dem
Inneren die Raumgliederung des spätromanischen
rheinischen Stils aus dem 2. Viertel des 13. Jh.
zurück. Es war diejenige Zeit, in der die nahen
Kirchenbauten von St. Martin in Linz, St. Viktor
in Oberbreisig, St. Peter in Sinzig und St. Peter
und Paul in Remagen entstanden. Die Kölner
Kirchenbauten, z. B. St. Gereon, der Chor von St.
Severin und St. Maria Lyskirchen, gaben dieser
Kunst die leitenden Gedanken und Anregungen.
Die dreischiffige Erpeler Emporenbasilika, der
Feldkirche in Neuwied sowie den Kirchen in Linz
und Sinzig vergleichbar, zeigt zwei quadratische
Doppeljoche im gebundenen System, durch
spitze Gurtbögen voneinander getrennt. Die
zierlichen Rundstabrippen und Schildbögen des
vierteiligen Gewölbes wachsen aus Säulendiensten
mit Knospenkapitellen. Ihnen entsprechen im
Erdgeschoss der Seitenschiffe Gratgewölbe, die
1,2,3,4,5,6,7 9,10,11,12,13,14,15,16,17,18,...24
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