Erpel - Rheinische Kunststätten - page 4

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Zerstörung im Zweiten Weltkrieg am ehesten sein
Erscheinungsbild, wie es Matthäus Merian im Jahre
1646 dargestellt hat, bewahrt: am Rhein eine
Folge stattlicher Häuser inmitten von Gärten und
alten Bäumen und in der Ortsmitte zahlreiche im
Fachwerkbau errichtete Bürgerhäuser.
Geschichte
Zum ersten Mal erwähnt ist Erpel in einer Urkunde
von 1072, in der ein Weinberg „ad Erpelle“
genannt ist. Um 1130 wurde das jetzt „villa“
genannte Dorf vom Kölner Erzbischof Friedrich
von Schwarzenburg (1127-1131) dem Kölner
Domkapitel als Lehen überlassen. In einer 1166/67
von Erzbischof Reinald von Dassel ausgestellten
Urkunde wird diese Schenkung bestätigt. Das
Domkapitel übte Gerichtsgewalt und damit ei-
nen Teil der Landeshoheit aus. Die eigentliche
Zuständigkeit des Erzbischofs von Köln war damit in
Erpel praktisch außer Kraft gesetzt. Zur Herrschaft
Erpel, auch als „Herrlichkeit“ bezeichnet, gehörten
Bruchhausen, Niederkasbach, Heister und Orsberg.
Der Anbau von Wein an den Hängen der Erpeler
Ley und die Produktion von Getreide und der damit
verbundene Handel sicherten Erpel unter den Orten
am Rhein eine bedeutende Stellung. Zudem hatte
der Ort eigene Maße und Gewichte und genoss bei
allen in Köln gekauften Waren Zollfreiheit. Als um
1420 ein freier Wochenmarkt zugestanden wurde,
hatte Erpel längst nach seinen wirtschaftlichen und
sozialen Grundlagen den Charakter einer Stadt,
ohne eigentlich die Stadtrechte zu besitzen. Die
Geschichte des Ortes im 14. und 15. Jh. haben die
Historiker Karl Lamprecht und Heinrich Sieveking
gegen Ende des 19. Jh. erforscht und ausführlich
dargestellt. Außer dem Kölner Domstift, das am
Rheinufer seinen Fronhof errichten ließ, hatten seit
dem 12. und 13. Jh. das Marienstift bei Xanten, die
Klöster Nonnenwerth, Schwarzrheindorf, Heister-
bach und Siegburg in Erpel Grundbesitz. Wall
und Graben schützten den Ort, später eine am
Anfang des 15. Jh. genannte Ringmauer. Schon
früh hatte Erpel eine eigene Verfassung, die auf
dem Weistum (Rechtsquelle) von 1388 gründete.
Im handgeschriebenen Bürgermeisterbuch sind
von 1584 bis 1754 die jährlich unter dem Vorsitz
des Kölner Schultheis gewählten Bürgermeister,
Geschworenen und Förster aufgeführt. Auch wenn
schon bald ein Rückgang der Bedeutung des Ortes
zugunsten von Unkel und Linz einsetzte, blieb Erpel
bis ins 20.Jh. der Hauptort des aus der „Herrlichkeit“
Erpel hervorgehenden Kirchspiels Erpel. Dennoch
sank der Ort ab dem frühen 17. Jh. zur Bedeutung
eines Winzer- und Bauerndorfes ab. Vielleicht hat
er gerade deswegen seinen besonderen Charme
bewahrt.
Pfarrkirche St. Severin
Wohl Anfang des 12. Jh. wurde eine einschiffige,
vermutlich dem hl. Johannes dem Täufer geweihte
Kirche erbaut. Von ihr stammt noch der untere Teil
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