St. Peter in Zülpich - page 21

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eine kleine Pietà aus rötlichem Sandstein, bezeichnet
„MB“,1.Hälfte20.Jh.,platziert. DieBuntglasscheibe
im Fenster hinter der Emporentreppe entwarf Willy
Weyres für die bis 1956 ausgeführte vorläufige
Verglasung der westlichen Südseitschifffenster des
Kölner Doms. Zwei Gedenktafeln aus schwarzem
Marmor dokumentieren die Beziehung Chlodwigs
zu Zülpich aus französischer Sicht zu Beginn des
19. Jh. Sie wurden aufgrund örtlicher Bemühungen
1811 vom Institut de France in Paris übersandt.
Die Inschriftplatte, die sich auf die angenommene
Schlacht bei Zülpich 496 bezieht, war ursprünglich
für das Kölntor bestimmt, die andere, die an die
legendäre Taufe Chlodwigs in der Krypta erinnert,
für die Vorhalle von St. Peter. Im Tiefgeschoss
gedenkt eine dritte Marmortafel des Besuches
Kaiser Wilhelms II. 1911.
Krypta
Die Krypta, die man vom Treppenhaus her durch
die an der Innenseite mit reichen spätgotischen
Beschlägen versehene frühere Sakristeitür betritt,
wird als eine der schönsten salischen Unterkirchen
im Rheinland gerühmt. Sie besteht aus zwei
annähernd gleichen Raumteilen, die von einer
Pfeilerreihe getrennt werden. Die beiden Raumteile
entsprechen dem früheren Chorhaus und der alten
Annokapelle. Sie umfassen jeweils drei Schiffe mit
vier Jochen. Von den 24 Gratgewölben musste ein
Teil nach der Kriegszerstörung zusammen mit den
trennenden Gurten erneuert werden. Sie ruhen auf
zwölf Säulen mit profilierten Basen und kämpfer-
losen Würfelkapitellen. Lediglich die drei Pfeiler
der Arkade zwischen Nord- und Südkrypta sind mit
profilierten Kämpfern versehen, die auf einfache
Schmiegensockel antworten.Die Wandpfeiler sind
dagegen völlig schmucklos. Weder zu den zeitweilig
angenommenen Kämpfern der Wandpfeiler, noch
zu der früheren Sitzbank an Süd- und Westwand
ergaben sich im Rahmen der Untersuchung
und Dokumentation der vom Putz befreiten
Wände 2012 eindeutige Befunde, so dass bei der
Wiederherstellungauf beides verzichtetwurde. Inder
Nordwand konnten die nach der Kriegszerstörung
zugesetzten Fenster, in der Südwestecke die
Ansätze von Türen, in der Ostwand die bereits
früher beobachtete Baufuge, die den nachträglichen
Anbau der Annokapelle belegt, aufgedeckt werden.
Eine für die Baugeschichte wichtige Neuentdeckung
betraf den Ostabschluss der Nodkrypta. Er war
ursprünglich wie der westliche Abschluss des
Raumes dreiteilig angelegt und wurde erst bei der
Erneuerung des Chores im 12. Jh. zugunsten der
heutigen großen Apsis aufgegeben. Dies erforderte
die formal anspruchslose Stützkonstruktion als
östliches Widerlager der beiden Pfeilerreihen.
Die Wirkung des Innenraums der Krypta
bestimmen die mit den hellen Putzflächen kontras-
tierenden Säulen und Freipfeiler aus rötlichem
Sandstein, die wie die in der Oberkirche aufgestellten
Fragmente des zerstörten Vorgängerbaus die
grundlegende Verschiedenheit der Baumaterialen
der mittelalterlichen Kirche und der Bauteile von
1953/55 anschaulich machen. Die weitgehend
abstrakte Bleiverglasung der insgesamt fünf kleinen
Fensteröffnungen der Krypta mit zurückhaltender
Farbigkeit wurden 1968 nach Entwürfen von
Will Thonett (1931-1973), Köln, ausgeführt. Zur
weiteren Ausstattung gehören neben der kleinen
Orgel (Orgelbau Weimbs, Hellenthal 1988):
Altar, Sandstein, 1961/1984 unter Ver-
wendung kassettierter Sandsteinplatten des
romanischen Vorgängers für den Unterbau
neu errichtet, und Tabernakel, bezeichnet
„Jakob Riffeler“, (Ertstadt-) Köttingen 1955,
Tresor, dunkle Holzverkleidung mit Neusilber-
applikationen und Bergkristallen, Höhe 51 cm,
Breite 71 cm, Tiefe 49 cm. Flachreliefs: Hochzeit
zu Kana und Christus-Johannes-Gruppe an den
Türen, an den Seiten Opferung Isaaks und Kain
und Abel, rückseitig eucharistische Symbole.
22. (S. 20) Salische Nordkrypta (ehem. Chorkrypta)
nach Osten mit der romanischen Apsis und
dem ehem. Hauptaltartaber-nakel, Jakob
Riffeler 1955
13
1...,11,12,13,14,15,16,17,18,19,20 22,23,24,25,26,27,28
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