St. Peter in Zülpich - page 25

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kleinere Marien- oder Brandglocke (f‘, Durchmesser
122 cm, etwa 1100 kg schwer), 1711 von dem
Koblenzer Gießer Edmund Fabri geschaffen, wurde
zu Beginn des 19. Jh. aus der aufgegebenen
Marienkirche in Zülpich übernommen. Die belegten
Gussjahre der drittgrößten Glocke sind 1670, 1773
und 1933. In der heutigen Form (as‘, Durchmesser
98 cm, ca. 550 kg) entstand sie als Sebastianusglocke
zusammen mit der großen Josephs- und der kleinen
Martinusglocke (des‘ und b‘, Durchmesser 150 cm
und 86 cm, ca. 2100 kg und 370 kg schwer) neu.
Diese Glocken wurden 1961 von Hans Hüesker,
Glockengießerei Petit & Gebr. Edelbrock, Gescher
in Westfalen, gegossen. Der Holzglockenstuhl
wurde von der gleichen Firma 2008 anlässlich der
zur statisch-dynamischen Sanierung notwendigen
Ausrüstung der drei kleineren Glocken mit
Gegenpendeln erneuert.
Außenbau
Die Eingangsfassade ist von der Hallenform des
Hauptraums geprägt. Ihr durch abgeschrägte
Strebepfeiler markanter Umriss wird als Anspielung
auf das „Gotteszelt“ gesehen. Sie erinnert aber
auch an antikisierende Torgestaltungen, die sich aus
dem Obelisken und der verwandten Knickpyramide
herleiten. Das Haupttor des Kölner Melatenfriedhofs
von 1810 regt zu dieser Deutung an. Die nur zum
Innenraum geöffnete Taufkapelle an Stelle der
Durchfahrt erschließt die Intention des Zitats.
Am gesamten Außenbau wird in einzelnen
Details die historische Dimension des Kirchenbaus
greifbar. Die dominierenden Sichtziegelflächen der
Architektur Bands sindmit Spolien aus Buntsandstein
aus den Trümmern der kriegszerstörten Kirche
durchsetzt. Der Baukörper der Annokapelle erhebt
sich auf dem Bruchsteinsockel der salischen Krypta.
Aus der Ostwand springen die aus fünf Seiten des
Zehnecks gebildete staufische Apsis der Nordkrypta
und die rechteckige Altarnische der Südkrypta
vor. In die Südostecke der Annokapelle ist als
älteste Spolie das Fragment eines spätrömischen
Grabsteins eingefügt, das 1937 in der Nähe von St.
Peter gefunden wurde. Entlang der vorspringenden
südlichen Bauflucht der Krypta gelangt man auf
den Quirinusplatz mit zentralem Brunnen, der
die Erinnerung an die auf der Südseite der Kirche
gelegenen Klostergebäude wachhält. An der
geschlossenen Rückwand des Hauptraums der
Kirche weist das ovale Relief mit Darstellung
des Erzengels Michael, Elmar Hillebrand, Köln,
1955, Wirbelauer Marmor, Höhe 209 cm, Breite
145 cm, auf die historische Beziehung zur Abtei
Siegburg hin. Zwischen dem nach Kriegszerstörung
rekonstruierten Propsteigebäude an der Westseite
des Platzes gibt eine kleine Bogenpforte mit dem
Fragment eines spätgotischen Wappensteins den
Weg zum westlichen Platzbereich zwischen Sakris-
teianbau und Pfarrhaus (1964) frei. Von dort blickt
man auf die spätmittelalterliche Landesburg, auf die
Band mit der Eingangsfassade der Kirche reagierte.
Zur Linken befindet sich der Hauptzugang zum
Gelände der Landesgartenschau.
Literatur
H.
VAN
DER
B
ROECK
: 2000 Jahre Zülpich, Zülpich
1968; Chlodwig und die „Schlacht bei Zülpich“–
Geschichte und Mythos. Begleitbuch zur Aus-
stellung in Zülpich, Euskirchen ²1996; P. C
LEMEN
:
Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz 4,4: Die
Kunstdenkmäler des Kreises Euskirchen, Düsseldorf
1900, S. 205–221; K. D
OHMEN
, C. M. W
ERHAHN
u.
M. W
ILD
: Bauforschung in Krypta von St. Peter in
Zülpich, in: Denkmalpflege im Rheinland 2/2012,
S. 50–64; P. H
EUSGEN
: Das Dekanat Zülpich (=
Geschichte der Pfarreien der Erzdiözese Köln 2,3),
25. (S. 24) Blick von Norden auf die Fassade und
den freistehenden Glockenturm
26. (S. 26) Blick auf den Seitenaltar vor der
Ostwand der Südkrypta, Untergeschoss der
ehem. Annokapelle
27. (Rückseite) Blick in die Ostapsis der Anno-
kapelle mit Torso des Triumphbogenkruzifixes,
um 1730, und Werktagsaltar und Ambo,
Ingrid Bussenius 2013
15
1...,15,16,17,18,19,20,21,22,23,24 26,27,28
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