Die Bilal-Moschee in Aachen - page 10

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treppe belichten. Kuppel und Tambour sind voll-
ständig aufgemauert und außen mit Zinkblech
verkleidet. Die senkrechten Falze der Metallbahnen
verleihen der Kuppel eine zeltartige Faltenstruktur,
auf deren Spitze ein metallener Aufsatz aus zwei
Kugeln sitzt. Die acht Lichthauben, die in zwei
Reihen in regelmäßigen Abständen in das Flachdach
über dem Gebetsraum eingelassen sind und ihn so
belichten, gehören zu den innovativsten Elementen
des Originalbaus. Sie sind mit dem gleichen Metall
verkleidet wie auch Tambour und Kuppel. Ihr nahezu
runder Grundriss führt die Hauben als schiefe Kegel
mit dicken, aufgesetzten Falzen nach oben. Auf
der Schnittfläche sitzt eine flache Glasscheibe, die
den Lichteinfall ermöglicht. Die Hauben knicken
nicht alle in die gleiche Richtung ab, sondern
sind verschiedenartig nach dem Lauf der Sonne
ausgerichtet, um eine optimale Belichtung des
darunterliegenden Gebetsraums zu ermöglichen.
Die Bereiche zwischen den Lichthauben sind mit
Kies und Mutterboden gefüllt, was eine Begrünung
des Dachs beschleunigt – ursprünglich war das
Flachdach sogar als Dachgarten geplant. Der
hohe Sockel des Minaretts, der einen rechteckigen
Grundriss hat, steht frei und etwas entfernt von
der Fassade. Auf ihm, weit über der Oberkante der
Nordwestfassade, ist eine Plattform angebracht,
auf der sich das eigentliche Minarett erhebt, das
als schmaler Zylinder ausgebildet ist und von einem
Aufsatz aus drei Kugel und Halbmond bekrönt
wird. Die Oberfläche des Minaretts ist mit blauen,
weißen und braunen Kacheln verkleidet, die einen
arabischen Schriftzug bilden, der sich schräg um
den Schaft des Minaretts windet. Die Bedeutung
des Schriftzugs ist nicht bekannt.
Der rechteckige Vorhof der Moschee ist
mit hellen Travertinplatten sowie blauen und
türkisgrünen Keramikplatten bedeckt, die ein geo-
metrisches Muster bilden, das vollständig auf dem
Quadrat als Grundformbasiert. Das Muster zieht sich
über den gesamten Boden des Erdgeschosses ohne
Unterbrechung auch in den Gebetsraum hinein. Die
Wände des Vorhofs sind wie die Außenfassaden
größtenteils in längs geschaltem Sichtbeton
gearbeitet. In den oberen Teil der Wände sind ab
der Höhe, die dem Goldenen Schnitt entspricht,
Reihen von quadratischen Kassetten eingelassen,
die polychrom in blauen, grünen und verschiedenen
metallenen Farbtönen ausgemalt sind. Zwischen
Hof und Gebetsraum liegt ein fast durchgezogenes
Band aus schwarz gerahmten Glasdrehtüren, über
denen sich die Rückwand der im Gebetsraum
eingezogenen Empore erhebt. In der Mitte des
hinteren Bereichs des Hofs ist ein kleiner, flacher
Springbrunnen in den Boden eingelassen. Auf dem
Grundriss des Erdgeschosses ist gut zu erkennen,
wie geschickt sich hier das in der Moschee so
essentielle Quadrat mehrmals wiederholt: So liegt
der Brunnen fast in der Mitte des oberen linken
Viertels des Hofs – er ist nahezu ein Quadrat in
einem Quadrat in einem Quadrat. Die Gestaltung
10. Torbau, Brücke und Portal, um 1971
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