Die Bilal-Moschee in Aachen - page 6

und deswegen regelmäßig in der Presse vertreten
war. Obwohl sich der Rat der Stadt Aachen am
10. Dezember 1959 mit drei Enthaltungen der
CDU und ohne Gegenstimme für den Bau der
Moschee an der Pontstraße entschloss, wurde
diese Planung schließlich verworfen. Grund dafür
waren Bedenken von Anwohnern und Bürgern
der Stadt, die Moschee an dieser prominenten
innerstädtischen Lage entstehen zu lassen, an der
vorher zudem noch das Haus des Päpstlichen Wer-
kes der Glaubensverbreitung gestanden hatte.
Die folgenden Überlegungen, den Bau am Stand-
ort Turmstraße / Ecke Professor-Pirlet-Straße zu
errichten, fanden in der ersten Hälfte des Jahres
1960 statt, mussten jedoch durch die Rücknahme
der Zustimmung seitens der RWTH im Juli 1960
ebenfalls verworfen werden.
Das Grundstück, das der IMSU im Anschluss
an die fehlgeschlagenen Verhandlungen von der
RWTH angeboten wurde und auf welchem die
Bilal-Moschee schlussendlich errichtet wurde, liegt
an der Professor-Pirlet-Straße und wird an seiner
Südost- und Südwestseite durch Tennisplätze
der RWTH sowie an Nordwest- und Nordostseite
durch den Steilhang des „Königshügels“, hinter
dem die Gleise des Westbahnhofs verlaufen,
begrenzt. Ein früher Entwurf von 1960 zeigt einen
flachen Bau, dessen längs strukturierte Mauer
mit Reihen hochkant gesetzter Ziegelsteine und
kleinen länglichen, unregelmäßig platzierten
Öffnungen versehen ist. Das Minarett ist von
einer umlaufenden Treppe umgeben, die in
einer vermutlich begehbaren, verkleideten
Plattform endet. Aus diesem Entwurf hat sich
nur die strenge, flache, durch das Material
strukturierte Fassade in der später ausgeführten
Moschee erhalten. Mit einem Spiralminarett,
wie es auch ein Modell der später ausgeführten
Moschee zeigt, wurde bis weit in die tatsächliche
Bauphase hinein geplant. Erst 1967 wurde diese
Minarettform aus Kostengründen verworfen. Das
Konzept, die Gemeinschaftsräume dem Unter-
geschoss zuzuweisen und dort – begünstigt durch
die Hanglage – mit Tageslicht zu belichten, taucht
um 1960 ebenfalls das erste Mal auf. Diese Pläne
belegen die Entwicklung des Projekts seit den
Planungen an der Pontstraße, die Rudolf Steinbach
1964 beschrieb: „Der erste Entwurf ist tatsächlich
nichts anderes gewesen, als eine Moschee: ein
Hof und eine Gebetshalle. ... Heute müssen wir es
begrüßen, daß dieser erste Plan ... nicht ausgeführt
werden konnte, denn es wäre vom Inhalte her der
Welt einer Hochschule zu fern gewesen. Das, was
wirklich für unsere östlichen Studenten notwendig
ist, entstand in den folgenden Jahren in vielen
gemeinsamen Besprechungen und es entspricht
vielmehr den Bedingungen einer Medresse statt
denen einer Moschee.“
6
1,2,3,4,5 7,8,9,10,11,12,13,14,15,16,...28
Powered by FlippingBook