Ersehnte Premiere
Ein Flutlicht-
spiel im Weser-Stadion gegen den amtierenden deut-
schen Meister und Pokalsieger wurde zur Bundesliga-
Premiere für Özkan Yildirim.
E
s war die 54. Spielminute: Chef-
trainer Thomas Schaaf beorderte
Özkan Yildirim zu sich und wech-
selte ihn ein. Mit den Worten „Hab
Spaß, genieß dein erstes Spiel, vergiss aber
nicht deine Aufgaben“ schickte der Coach
den Nachwuchsspieler, der seit der U11 die
Werder-Raute auf der Brust trägt, auf die gro-
ße Bundesliga-Bühne.
Es war der Moment,
auf den ‚Özi‘ lange hin-
gearbeitet hatte. „Seitdem ich bei Werder
bin, war es mein Ziel, im Weser-Stadion auf-
laufen zu dürfen“, verrät Yildirim, der 2003
vom TuS Sulingen an die Weser wechselte.
Getrübt wurde sein Debüt natürlich vom
Ergebnis. Bei seiner Einwechslung lag das
Team bereits mit 0:3 zurück: „Ich wäre lie-
ber bei einer Führung auf den Platz gekom-
men, da die Mannschaft dann ganz anders
im Spiel gewesen wäre. Aber ich bin dem
Trainer dankbar, dass ich diese Erfahrung
sammeln durfte“, so der 19-Jährige.
Dass es zum Bundesliga-Debüt kam,
verdankt
Werders Nummer 32 dem behutsamen Auf-
bau nach zahlreichen Verletzungen. Denn
zuvor durchlebte Yildirim, wie er selbst
sagt, „eine Höllenzeit“: Im ersten Training
zu Beginn der Saison 2011/2012 bekam der
Deutsch-Türke bei einem Zweikampf einen
Schlag aufs Wadenbein. „Ich habe anfangs
keinen richtigen Schmerz verspürt und ein-
fach weitertrainiert“, erinnert er sich. „Auch
am nächsten Tag war ich im Training dabei,
habe dann aber festgestellt, dass etwas nicht
in Ordnung ist. Die Ärzte haben daraufhin
einen Haarriss im Wadenbein diagnostiziert.“
Mehrere Monate
setzte ihn die Verletzung
außer Gefecht, weil die Beschwerden nicht
verschwanden. Als es dem Mittelfeldspieler
dann nach gut drei Monaten besser ging und
er kurz vor der Rückkehr ins Mannschafts-
training stand, kam der nächste Rückschlag:
In der letzten Reha-Trainingseinheit riss der
Außenmeniskus im Knie. „Das war ärgerlich.
Ich war gut drauf, euphorisch und wollte
gerne allen zeigen, was ich kann. Aber mir
wurde wieder ein Strich durch die Rechnung
gemacht“, sagt Yildirim über das frustrieren-
de Erlebnis kurz vor seinem Comeback.
Dennoch verlor
das Talent der Grün-Weißen
nie die Hoffnung: „Ich war immer positiv
gestimmt. Gerade meine engsten Bezugsper-
sonen haben mich nach den Rückschlägen
immer wieder aufgebaut. Solch einen Rück-
halt braucht man in kritischen Phasen. Be-
sonders als mir die Ärzte mitteilten, dass ich
für eine unbestimmte Zeit ausfallen würde.
Da macht man sich Gedanken und fragt sich,
wie es in der Zukunft weiter gehen soll.“
Nach der Meniskusoperation
dauerte es noch
Monate, ehe Özkan Yildirim sein Comeback
feiern durfte. Statt mit den Mannschaftskol-
legen zu trainieren, schuftete der ehema-
lige deutsche Junioren-Nationalspieler im
Kraftraum. Zu allem Übel traten bei der Me-
niskusoperation unerwartete Komplikatio-
nen auf – ein Ödem bildete sich im Knie und
stellte die Geduld des Werder-Talents erneut
auf die Probe.
Anfang Dezember 2012
war es dann endlich
soweit: Özkan Yildirim feierte im U-23-Spiel
beim TSV Havelse sein Comeback. „Ein be-
freiendes Gefühl“, erinnert er sich. „Es war
eine sehr lange Verletzungszeit, die ich nur
durch die Unterstützung von Werder, meiner
Familie, meiner Freundin und von meinen
Freunden aushalten konnte. Wieder mit der
Mannschaft auf dem Platz zu stehen, war
großartig. Die Spiele für die U23 taten mir
gut, weil ich unter Wettkampfbedingung
meine Belastbarkeit unter Beweis stellen
konnte.“ In der Winterpause sorgte Özkan
Yildirim dann im Trainingslager der Profis
in Belek für Furore und spielte sich in den
Kader für das Duell mit Borussia Dortmund.
Die geduldige Arbeit
und das Durchhaltever-
mögen haben sich für Özkan Yildirim also
gelohnt. Sein erster Bundesliga-Einsatz ist
in den Statistiken vermerkt, möglichst viele
weitere sollen folgen.
Manuel Cassens
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