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Titelthema

Musik ist so alt wie der Mensch – und ihm

als Bedürfnis und Fähigkeit angeboren.

Sie diente früher dazu, mit den Göttern in

Kontakt zu treten. Schon im Mutterbauch

reagiert ein Kind auf Musik – an die es

sich noch ein Jahr später erinnert – und

hört mit etwas Glück nach der Geburt sein

erstes Wiegenlied. Und mit dem Kleinkind-

alter entwickelt es ein intuitives Gespür

für Rhythmus.

Heilsame Resonanz – ob Mozart,

Miles Davis oder Led Zeppelin

Ob Mozart, Miles Davis, Led Zeppelin

oder Bruno Mars: Jede Musik erzeugt im

Zuhörer eine einzigartige Resonanz, durch

die er in einen Dialog mit sich selbst und

seiner Umwelt eintritt. Somit steht Har-

monie für Übereinstimmung und Ebenmaß.

Der Zuhörer erlebt sich mit sich selbst und

seiner Umwelt „auf einer Wellenlänge“.

Musik schafft Eindruck und Ausdruck,

Sprache und Gemeinschaft. Nicht ohne

Grund wirkt sie wie ein Magnet und lässt

Zuhörer unwillkürlich im Takt wippen

und in einen Flow gleiten – ein Gefühl

entspannter, gerichteter Aufmerksamkeit

abseits des alltäglichen Multitaskings:

Die situativ passende Musik wirkt auf die

Seele heilsamer als jedes Medikament –

umso mehr, wenn wir selbst zum Instru-

ment greifen. Sie spricht den Menschen

als Rhythmuswesen an: Wie Herz, Atmung,

Schlaf oder Gehen folgt Musik einem

festen Takt. Dies nutzen auch Läufer, Berg-

wanderer oder Schwimmer, die durch ein

gedachtes Lied ihren Rhythmus finden.

Naturgesetze fühlbar, Einklang

erfahrbar machen

Auch das Quintensystem innerhalb der

Harmonien folgt einer natürlichen Ord-

nung, in welcher der Mensch sich sofort

wiederfindet. Die Quinte eines Tons

schwingt dabei im Vergleich zu diesem

mit einer Frequenz von 3:2. Mit dem

Grundton klingen bei Instrumenten in

Oktavabständen (und damit jeweils der

doppelten Frequenz) außerdem meist

unhörbare Obertöne mit.

Somit macht Musik die natürlichen Ge-

setze der Verhältnisse und Rhythmik hör-

und fühlbar. Dies beschrieb bereits der

griechische Mathematiker Pythagoras. Das

Gehirn registriert dabei nicht die Tonhöhe,

sondern die Tonverhältnisse. So beginnen

wir, wenn wir ein Lied anstimmen, mit

einem abweichenden Ton, geben aber das

Verhältnis zu den Folgetönen exakt wieder.

Hormonwirkung: Weniger Stress,

Depression und Schmerzen

Auch in der Medizin ist man schon lange

auf die heilsame Wirkung der Musik

aufmerksam geworden. Denn sie reguliert

Herzschlag, Blutdruck, Atemfrequenz und

Muskelspannung, ebenso wie die Tätigkeit

von Nebenniere und Hypophyse – und

damit unsere Aktivität und Stressverarbei-

tung. So fördert schnelle, intensive Musik

die Adrenalinausschüttung und Aktivität

(zum Beispiel ideal bei Müdigkeit, Frösteln,

Niedergeschlagenheit oder niedrigem

Blutdruck), während harmonische, ruhige

Klänge den Noradrenalinspiegel erhöhen

und den Kortisolspiegel senken. Dies wirkt

antidepressiv, schmerzhemmend (durch

Endorphinausschüttung), entspannend

und ausgleichend. Daher wird Musik heute

in der Psychiatrie, Geriatrie, Rehabilita-

tion und Schmerztherapie regelmäßig

eingesetzt.

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Axel Kock, Fotolia

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