Valeo 01/2013 - page 11

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llergien können sich nicht
nur als Heuschnupfen,
sondern auch als Magen-
Darm-Beschwerden, Mund-
brennen, Ausschlägen bis hin
zu „Erkältungen“, Juckreiz oder
Müdigkeit bemerkbar machen.
Von Verwechslung bis Panik
Bei einer Allergie wird wie bei
Krankheitserregern eine Anti-
körperreaktion im Blut in Gang
gesetzt, jedoch gegen harmlose
Substanzen und auch an weniger
gefährdeten Orten wie
Haut, Darm- oder Atem-
wegsschleimhaut. In einer
Panikreaktion hält das Im-
munsystem Pollen, Milben-
kot, Insektengift, Nahrungsmittel,
Medikamente oder Metalle für
lebensbedrohlich bekämpft
diese – doch lediglich mit ei-
genen Verlusten. Die Abwehr
„verwechselt“ Freund mit
Feind und bei der Kreuzaller-
gie sogar Auslöser untereinander:
So vertragen Birkenpollenaller-
giker z. B. häufig auch keine Äpfel
und Nüsse, denn die auslösenden
Eiweiße ähneln sich.
Meist fehlt dem Körper Im-
muntraining z. B. durch Kontakt
mit späteren Auslösern sowie
„echten“ Erregern. Auch ständige
Entzündungsreize irritieren die
Abwehr, darunter Medikamente,
häufiger Fleischverzehr, Lebens-
mittelzusätze oder Dauerstress.
Schleimhäute werden überdies
durch Schadstoffe entzündungs-
anfällig, die Haut durch übermä-
ßiges Waschen oder Duschen.
Wie identifiziert man
eine Allergie?
Den einfachsten Hinweis geben
Ort und Zeitpunkt des Auftretens,
z. B. wenn nach dem Genuss von
Obst wiederholt Mundbrennen,
in der Nähe von Haustieren oder
jedes Jahr zur Hauptpollenflugzeit
von März bis Mai „Erkältungen“
auftreten. Juckende Rötung
unter Cremes oder Schmuck,
„Schnupfen“ im feuchten Keller
(Schimmel) oder Bett
(Hausstaubmilben)
weisen ebenfalls auf
die Ursache. Doch in vielen
Fällen zeigt sich diese weni-
ger deutlich, und immer soll-
te ein (Haut-)Arzt die Allergie
bestätigen lassen.
Allergietests bringen den
Körper gezielt mit einer Auswahl
möglicher Auslöser (Allergene) in
Kontakt. Besonders bei unklaren
Allergien oder Nahrungsmittelun-
verträglichkeiten (z. B. Gluten,
Fruktose, Laktose, Histamin) hilft
ein Bluttest weiter, der spezifische
Antikörper oder Abbauprodukte
der Auslöser misst. Ein Allergie-
kalender, in den Nahrungsmittel,
Medikamente, Besonderheiten
und Symptome eingetragen wer-
den, bringt weiteren Aufschluss.
Wichtigster Hinweis auf eine Nah-
rungsmittelunverträglichkeit ist
der Auslasstest: Über 14
Tage werden fragliche Nah-
rungsmittel weggelassen
(z. B. Milchprodukte, Obst,
Getreide) und dann wieder
zugeführt. Bei einer Unverträg-
lichkeit tritt meist eine deutliche
Reaktion auf.
Maßnahmen gegen
allergische Reaktionen
Als Erstes sollte man das Aller-
gen meiden bzw. weitmöglichst
reduzieren, bei Pollenallergie
(während der Hauptflugzeit)
z. B. durch Pollenschutzgitter
an Fenstern, Pollenfilter im Auto,
Wohnraumhygiene, Textilien
und Haare häufig waschen. Die
gestresste Haut braucht Sonne
(in gesunden Maßen und mit
ggf. mit Sonnenschutz) und Luft,
die angegriffenen Schleimhäute
Entlastung – und Rauchfreiheit.
Ein ausgiebiger Urlaub an der See
oder im Gebirge sowie täglicher
Aufenthalt an der frischen Luft
(bei Heuschnupfen Pollenflug-
zeiten beachten) wirken hierbei
Wunder. Kinder sollten wann
immer möglich an der frischen
Luft spielen und Ferien auf dem
Land verbringen. Bewegung
3 x pro Woche besänftigt das
Immunsystem ebenso wie eine
überwiegend vegetarische Kost
mit Fisch, Oliven- und Leinöl. Die
in verarbeiteter Nahrung häufig
verwendeten Kokos-, Palm-
und Sonnenblumenöle,
Säugetierfette sowie künst-
lichen Zusatzstoffe sollten
hingegen reduziert werden. Je
gemüsereicher und frischer die
Kost (schonend gegart statt roh
oder gebraten), desto besser.
Negativer Stress wirkt bei Aller-
gien wie ein Brandbeschleuniger,
daher meiden Sie Energieräuber
(z. B. Über- oder Unterforderung)
und suchen Sie Energiequellen
(z. B. Entspannung, Sport, Le-
bensrhythmus, Beziehungen).
Ärztlich wird im Rahmen der
Hypo- oder Desensibilisierung
über mindestens drei Jahre das
Allergen in allmählich steigenden
Dosierungen unter die Haut ge-
spritzt, damit eine Art Gewöh-
nung eintritt. In abgeschwächter
Form wird diese Therapie auch in
Form von Tropfen oder Tabletten
durchgeführt.
Medikamente sollen verhindern,
dass eine zunächst gutartige All-
ergie sich zu Asthma auswächst
oder ein bestehendes Asthma
zu Anfällen führt. Dazu kommen
verschiedene Antiallergika zum
Einsatz, die u. a. die Histaminaus-
schüttung oder alle Abwehrzellen
drosseln. Sie werden in Form von
Inhaliersprays, Augentropfen,
Nasensprays, Salben, Tabletten
oder Spritzen verabreicht. Auf-
grund der Nebenwirkungen (z. B.
Müdigkeit, Infektionen) sollten
sie möglichst nur vorübergehend
angewandt werden. Bei einer aus-
geprägten Allergie gehören im-
mer Notfallmedikamente (gegen
Atemnot, Schock) ins Gepäck.
Akut lindert Kälte (Gelbeutel, Eis-
würfel) die allergische Reaktion.
Bei ersten Schocksymptomen wie
Atemnot, großflächigen Schwel-
lungen oder Pulsbeschleunigung
sofort einen Arzt, ggf. Notarzt,
hinzuziehen.
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