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ach dem Besuch in
der Hansestadt war
sie Werder-Fan. Bre-
men gefiel ihr und der
Verein, der in dieser Stadt spielt,
sogar noch mehr. Mit der Meis-
terschaft 1993 als erstem Titel im
ersten Fan-Jahr stand für die heu-
tige Werder-Mitarbeiterin in der
Abteilung Fan- und Mitgliederbe-
treuung, die auf der Insel Rügen
geboren wurde, fest: Bremen soll
ihre neue Heimat werden. Ge-
sagt, getan. Fünf Jahre nach dem
Urlaub begann sie ein Jura-Studi-
um in Bremen. Doch ihr wurde
schnell klar, dass dieses Studium
nicht das Richtige für sie ist. „Es
ist mir bis heute ein Rätsel, wa-
rum ich das gemacht habe“, gibt
sie schmunzelnd zu und fügt an:
„Ich habe zehn Jahre lang Hand-
ball gespielt und mir im letzten
Spiel das Sprunggelenk zertrüm-
mert, also wollte ich etwas mit
vielem Sitzen studieren.“ Dass
sie das Jura-Studium trotzdem
abschloss, liegt in ihrem Wesen
begründet. „Ich bin ein Querkopf,
und ich kann nicht aufgeben.“
Seit sie in Bremen
wohnt, hat
sie so gut wie kein Heimspiel
verpasst und war auch bei fast
allen Auswärtsspielen dabei.
Vor ihrer Zeit bei Werder ging
sie alleine zum Fußball: „Fuß-
ball ist für mich, ich will meine
Ruhe haben. Mein Motto lautete:
Mein Weg, meine Straße, meine
Uhrzeit, quatsch mich nicht an.“
Diese Rituale – gleicher Weg,
gleiche Uhrzeit – behielt Marika
Diesing bei jedem Spiel bei.
Lediglich vom Auslandssemes-
ter
in Australien während ihres
zweiten Studiums wurde die-
ser Ritus unterbrochen. Denn
nach dem Jura-Studium begann
Marika Diesing, Journalistik zu
studieren. Und kam dabei durch
eine Freundin dazu, Stadionfüh-
rungen im Weser-Stadion zu
leiten. „Ich wurde damals von
meiner Freundin dort vorgestellt
mit den Worten: Sie redet eh
die ganze Zeit über Werder, das
kann sie doch auch hier vor Ort
machen.“ Aus dem Job als Sta-
dionführerin wurde schließlich
ein Praktikum bei Werder und
2007 die Festanstellung. Heute
ist Marika Diesing für die Stadi-
onführungen und das WUSEUM
zuständig. In diesen Bereichen
arbeiten insgesamt etwa 30
nebenamtliche Mitarbeiter, de-
ren Einsatz koordiniert werden
muss. „Das ist so ein bisschen
wie vom Tellerwäscher zum
Millionär. Als Fan bin ich nach
Bremen gekommen, und jetzt
arbeite ich bei Werder“, sagt sie.
Dass sich dadurch
einiges verän-
dert hat, ist klar. „Am schwie-
rigsten war es für mich zu Be-
ginn, keine Stadionführungen
mehr zu machen, sondern im
Büro zu sitzen. Inzwischen habe
ich mich aber daran gewöhnt.
Ich bin allerdings immer noch
lieber unterwegs.“ Eine Mög-
lichkeit zum Unterwegs-Sein bot
kürzlich zum Beispiel das WU-
SEUM, dessen Boden erneuert
werden musste. Und so ‚turnte‘
Marika Diesing in Socken in
der großen Glas-Vitrine herum
und räumte Meisterschale, DFB-
Pokal und andere Zeugnisse von
Werders Erfolgen wieder ein. Da-
ran, dass sie die Philosophie des
Vereins zu 100 Prozent lebt und
weitergibt, besteht kein Zweifel:
„Die familiäre Atmosphäre beim
SV Werder soll auch im WUSE-
UM und bei den Stadionführun-
gen spürbar sein. Wir würden in
beiden Bereichen keine Mitarbei-
ter einstellen, die nicht uneinge-
schränkt hinter Werder stehen.“
Anne Baumann
„Sie redet eh die ganze
Zeit über Werder...“
Als Marika
Diesing mit ihrer Familie 1992 zum Urlaub nach Bre-
men kam, war ihr noch nicht bewusst, dass dieser
Aufenthalt ihr Leben verändern sollte.
Spannender Job
Marika Diesing mit der originalgetreuen DFB-Pokal-Nachbildung in der
Trophäen-Vitrine des WUSEUM. Die Mitarbeiterin der Grün-Weißen entdeckte bereits vor
zwei Jahrzehnten ihre Werder-Leidenschaft.
Foto: M. Rospek
MENSCHEN BEI WERDER
WERDER MAGAZIN 300 79
1...,69,70,71,72,73,74,75,76,77,78 80,81,82,83,84,85,86,87,88