W
ürdige Derby-Ku-
lisse in Hannover:
49.195 Zuschauer
waren am 10. Ok-
tober 1964 ins Niedersachsensta-
dion gepilgert, um das erste Auf-
einandertreffen der beiden Nord-
Clubs in Deutschlands höchster
Spielklasse zu erleben. Vor eige-
nem Publikum waren die Gast-
geber bis dato eine Macht, Siege
gegen den amtierenden Meister
1. FC Köln, die ‚Clubberer‘ aus
Nürnberg und den ewigen Lokal-
rivalen Eintracht Braunschweig
bescherten dem Team von Trai-
ner Helmut Kronsbein eine ma-
kellose Heimbilanz.
Entsprechend
selbstbewusst
startete der Bundesliga-Neuling
in die Partie – insbesondere Of-
fensivmann Fred Heiser stellte
Werders Hintermannschaft im-
mer wieder vor Probleme. „Es
war für uns nach dem Aufstieg
sehr interessant, gegen die bes-
ten Spieler antreten zu können“,
erinnerte sich der Stürmer später.
„Und Nordderbys waren auch zu
Oberliga-Zeiten schon hart um-
kämpfte Spiele gewesen.“
Mit vier Siegen
aus sechs Partien
sprach die Bilanz zwar klar für
den SV Werder – zwei Jahre zu-
vor hatten die Grün-Weißen im
Weser-Stadion gar ein 10:2-Tor-
festival veranstaltet. Doch am 7.
Spieltag der Saison
1964/1965 war 96
zunächst das akti-
vere Team. Nach
39 Minuten trugen
Hannovers Bemühungen schließ-
lich Früchte: Werner Gräber traf
nach einer Ecke aus kurzer Dis-
tanz zur 1:0-Führung. Aber die
Antwort der Werderaner ließ
nicht lange auf sich warten: Zwei
Minuten vor der
Pause nutzte Klaus
Matischak seine
erste Chance zum
Ausgleich.
Nach dem Seitenwechsel
entwi-
ckelte sich ein intensiver Schlag-
abtausch. Die 22 Protagonisten
auf dem Rasen verlangten sich
alles ab, allerdings schien Han-
nover dem Siegtreffer ein Stück-
chen näher zu sein. 18 Minuten
vor dem Ende dann der Schock
im ‚96‘-Lager: Heiser, bis dahin
Hannovers auffälligster Akteur,
blieb nach einem Zweikampf mit
Werders Horst-Dieter ‚Eisenfuß‘
Höttges am Boden liegen. Später
wurde eine Meniskusverletzung
diagnostiziert – an ein Weiter-
spielen war nicht zu denken.
Auswechslungen waren in den
Anfangsjahren der Bundesliga
noch nicht im Reglement veran-
kert, also schleppte sich Heiser
fortan humpelnd über das Spiel-
feld. Mittendrin, aber nicht dabei
– in der Schlussphase war der da-
mals 26-Jährige nur noch Statist.
Werder nutzte
die gefühlte Über-
zahl eiskalt aus. Höttges und
Josef ‚Sepp‘ Piontek schalteten
sich mehr und mehr ins Offen-
sivspiel ein. Matischak köpfte
nach Flanke von Arnold ‚Pico‘
Schütz zum 2:1-Siegtreffer ein.
Kleiner Trost für 96: Am Ende
der Saison stand fest, dass man
gegen keinen Geringeren als den
deutschen Meister verloren hatte.
Jörn Lange
Großer Kampf im
‚kleinen Derby‘
Im
50. Jahr ihres Bestehens erlebt die
Bundesliga das 50. ‚kleine Nordder-
by‘. Intensive Duelle gab es zur Ge-
nüge – schon die Erstauflage nahm
einen dramatischen Verlauf.
Bundesliga-Klassiker
Werders Klaus Matischak
(re.) in einem Spiel gegen
Hannover 96. Am 7. Spieltag
der Saison 1964/1965
traf er im Nordduell zum
zwischenzeitlichen 1:1.
Foto: picture-alliance
50 JAHRE BUNDESLIGA
WERDER MAGAZIN 300 75
1...,65,66,67,68,69,70,71,72,73,74 76,77,78,79,80,81,82,83,84,85,...88