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1/2017

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TIPPS & TRENDS

Abwehrzellen zwischen

Zerstreuung und Panik

Wenn Krankheitserreger wie Viren oder Bak-

terien im Körper auftauchen, kommt es zur

Entzündungsreaktion. Bei einer Allergie ver-

wechselt der Körper jedoch gefährliche Mi-

kroorganismen mit völlig harmlosen Stoffen

wie Pollen, Nüssen oder Hausstaub. Experten

rätseln, warum es dazu kommt. Offenbar fehlt

dem Körper durch übertriebene Hygiene sein

Abwehrtraining, vor allem in der Kindheit,

durch „spielen im Dreck“, Tierkontakte und

Bewegung im Freien. Auch steigende Fein-

staubbelastungen scheinen dazu beizutragen.

Wie erkennt man eine Allergie?

Wenn nach bestimmten Lebensmitteln Mund-

brennen oder Durchfall auftritt oder ohne Er-

kältung die Nase läuft, handelt es sich wahr-

scheinlich um eine Allergie. Doch erst nach

einem Test durch den (Haut-)Arzt gilt diese als

bestätigt. Beim Pricktest wird z. B. ein aller-

genhaltiger Tropfen (z. B. mit Pollen) auf den

Unterarm geträufelt, durch Anstechen in die

Haut befördert und nach 15–20 Minuten die

Reaktion abgelesen. Bei noch genaueren Tests

atmet man den verdächtigen Stoff ein oder

spritzt ihn unter die Haut.

Bei unklaren Allergien oder Nahrungsmit-

telunverträglichkeiten hilft eine Blutuntersu-

chung weiter. Kontaktallergien werden mit-

hilfe des Epikutan-Tests diagnostiziert. Dabei

werden Auslöser per Pflaster für 24 oder 48

Stunden auf die Haut geklebt und die Reak-

tionen abgelesen. Wer Nahrungsmittel im

Verdacht hat, kann auch einen Auslasstest

vornehmen: Über 14 Tage wird das fragli-

che Lebensmittel weggelassen (z. B. Milch-

produkte, Obst, Getreide) und dann wieder

zugeführt – bei einer Allergie mit deutlicher

Reaktion.

Allergiesymptome: „Schnupfen ohne Ende“

Die meisten Auslöser gelangen zum Körper

über

••

die Luft: juckende, laufende Nase, verquol-

lene, tränende Augen, Bindehautentzün-

dung, Husten, Hals- und Kopfschmerzen,

Müdigkeit, später eventuell Asthma

••

Nahrung oder Medikamente: Brennen,

Bläschen oder wunde Stellen im Mund,

Übelkeit, Durchfall, Blähungen, Ausschläge,

Nesselsucht (Hautknötchen), Ekzeme

(brennende, juckende Hautrötung)

••

Hautkontakt: jucken, Rötung, Bläschen,

Ekzem.

Was tut der Arzt?

Grundsätzlich solltest du Auslöser aufspüren

und vermeiden. Der Arzt nutzt als Maßnahme

gegen dauerhafte Allergien die Hypo- oder

Desensibilisierung. Dabei spritzt er über min-

destens drei Jahre den Auslöser in immer grö-

ßerer Menge unter die Haut, damit eine Art

Gewöhnung eintritt. Ist eine Allergie anders

nicht in den Griff zu bekommen, verordnet er

Medikamente in Form von Sprays, Tropfen, Sal-

ben oder Tabletten, um die Entzündungsstoffe

oder Abwehrzellen zu drosseln. Aufgrund der

Nebenwirkungen sollten sie jedoch möglichst

nur vorübergehend angewandt werden. Bei

einer gefährlichen Allergie – z. B. Asthma oder

heftige Reaktionen auf Erdnüsse, Bienen- und

Wespengift – gehören außerdem immer Not-

fallmedikamente ins Gepäck, die ebenfalls der

Arzt verschreibt.

Achtung Notfall

Allergien laufen meistens harmlos ab, können

aber auch schnell einsetzen und gefährliche

Symptome verursachen. Darauf deuten z. B.

hin: heftige Schwellungen (z. B. Arm, Gesicht),

Atemnot, Schwindel oder Herzrasen – ein Fall

für den Rettungsdienst, denn hier droht ein al-

lergischer Schock.

Frühlingsplage Heuschnupfen

Aufgrund der globalen Erwärmung setzt der Pol-

lenflug immer früher im Jahr ein und bedeutet

für etwa zehn Millionen Betroffene in Deutsch-

land Schnupfen, Augenbrennen und Atembe-

schwerden. Man spricht von Pollenallergie oder

Heuschnupfen. Mit Heu hat dieser jedoch nur

wenig zu tun, denn die auslösenden Pollen

stammen überwiegend von Bäumen und ge-

langen lange vor der Heuernte zum Menschen.

Sie sind nur 0,005–0,2 mm groß und eigentlich

völlig harmlos – es sind männliche Keimzellen

auf der Suche nach weiblichen Blüten.

Habe ich eine Pollenallergie?

Wenn du eine Pollenallergie hast, beginnen

mit der Flugzeit der entsprechenden Pollen

(siehe Tabelle) die Symptome: Die Nase läuft

und juckt, die Augen tränen, und du musst

niesen, ohne erkältet zu sein. Auch Bindehaut-

entzündung, Husten, Hals- und Kopfschmer-

zen sowie Müdigkeit kommen häufig hinzu.

Von September bis Januar verschwinden die

Beschwerden wieder. Ein Pricktest beim Arzt

bestätigt die Diagnose. Dieser verordnet auch

eventuell Medikamente, die sich jedoch nicht

zur Daueranwendung eignen.

HAUPT-POLLENFLUGZEITEN

Monat(e)

Blühende Pflanzen

Februar–April

Erle, Hasel

März–April

Pappel, Weide

April

Esche, Birke, Hainbuche

Mai

Buche, Eiche, Kiefer

Juni

Roggen

Juni–August

Gräser, Spitzwegerich,

Brennnessel

Juli

Beifuß

August–

September

Traubenkraut (Ambrosia)

Was jeder selbst tun kann

Als Maßnahme bei Heuschnupfen eignen sich

von März bis Juni Pollenschutzgitter an Fens-

tern, Pollenfilter im Auto (Fenster möglichst

geschlossen) und das feuchte Wischen aller

Flächen im Wohnraum mehrmals wöchent-

lich. Alle Textilien (z. B. Vorhänge, Teppiche,

Bettwäsche), Haare und Körper sollten häufig

gewaschen werden. Was nicht wasch- oder

abwischbar ist – z. B. Sofa, Teppich –, sollte

wöchentlich mit einem modernen Staubsau-

ger gründlich abgesaugt werden. Auf „Staub-

fänger“ wie größeren Zimmerschmuck oder

herumliegenden Krimskrams solltest du ver-

zichten und beim Betreten der Wohnung von

Draußen- auf Hauskleidung wechseln, um we-

niger Pollen nach Hause zu tragen. Aus dem-

selben Grund sollte man die Wäsche nicht im

Freien trocknen.

Frische Luft muss rein, aber zur richtigen

Zeit: in der Stadt zwischen 6 und 8 Uhr, auf

dem Land zwischen 19 und 24 Uhr – dann

enthält sie am wenigsten Pollen. Auch nach

Regenfällen ist sie überwiegend sauber und

eignet sich am besten für Bewegung im Frei-

en. Eine Sonnenbrille sieht nicht nur cool aus,

sondern verbessert auch Augenbeschwerden.

Dreimal pro Woche Sport besänftigt das Im-

munsystem ebenso wie Aufenthalte

am Meer oder im Gebirge.

Und natürlich: immer

wieder Erholung, Ent-

spannung und aus-

reichend Schlaf.