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CORTISSIMO 06 | 2017

DIGITAL- ODER PRINT-COUPON?

Das Internet, ob stationär oder mobil, befeuert die Rabatt-

schlacht, nicht nur durch Webangebote wie „Extreme Coupo-

ning“, sondern auch durch seine technische Art mit Produkten

umzugehen. Wer eine Preissuchmaschine bedient und dann

das billigste Angebot kauft, legt in der Regel keinen gestei-

gerten Wert auf Image, Komfort oder gute Beratung. Nun ist

das auch nicht in allen Fällen nötig, denkt man an Produkte

des alltäglichen Bedarfs.

Aber wer sich als Unternehmen an Rabattschlachten

beteiligt, der darf die Konsumentenpsyche nicht ganz außer

Acht lassen. Rabatte oder Coupon-Aktionen beleben sicher-

lich punktuell den Verkauf, sie steigern jedoch nicht den Wert

des Produktes beim Verbraucher. Sie können die richtige Tak-

tik sein, um direkten Konkurrenten zu begegnen oder die Le-

bensdauer von in die Jahre gekommenen Produkten so lange

zu verlängern, dass sich deren Abverkauf noch lohnt bis das

Nachfolgermodell auf dem Markt ist. Hierfür sind sicherlich

Rabattaktionen gerade im Netz ein guter Weg, den Verkauf zu

beflügeln. Wertig und wertsteigernd sind sie aber nicht.

Wie sieht das mit Coupons im Print aus? Kunden suchen

heute klare, transparente Marktverhältnisse. Sie kaufen beim

zuverlässigen Discounter günstig ein und im Luxus-Shop er-

warten sie das Besondere. Gerade bei Letzterem will der Kon-

sument nicht feilschen, sondern mehr konsumieren, im Luxus

schwelgen und nach außen zeigen: Seht her, ich kann es mir

leisten. Dies bedeutet nun nicht, dass Luxusshops wie etwa

auf der Münchner Maximilianstraße überhaupt keine Coupons

einsetzen sollten. Denn geschicktes Marketing kann durch die

Analyse des eigenen Leser- oder Kundenkreises viel errei-

chen.

Ein Beispiel: Gibt eine Luxusmarke oder ein Luxusshop

in seinem eigenen Kundenzeitungsmagazin einen Coupon

mit einer Einladung zu einer besonderen Shopping-Night an

diesen exklusiven Kreis heraus, so fördert dies die Wertschät-

zung der eigenen Klientel und sorgt für entsprechende Auf-

merksamkeit. Es verspricht Mehr-Konsum als unverdientes

Geschenk, ohne dass der Kunde es gefordert hat. Es sorgt in

den Kreisen der Kunden für Kommunikation und Nachfrage.

Und der Anbieter kann mit dem Print-Coupon verläss-

lich steuern, wer geladen ist. Denn das Entree sichert nur die

Coupon-Einladung aus dem Kundenmagazin für maximal

zwei Personen. Mit Online-Coupons oder über soziale Netz-

werke gelingt diese Art der Exklusivität nicht. Hier spielt Print

seine ganze Klasse und Wertigkeit aus.

Mit dem Beispiel signalisiert der Anbieter Anerkennung

und Dankbarkeit gegenüber den ihm loyalen Kunden, die das

Zeitungsmagazin aufmerksam lesen, den Coupon heraustren-

nen und den Luxus-Shop aufsuchen.

Ein guter Coupon ist anregend, vielleicht sogar witzig,

aber immer gut gestaltet und inspirierend. Er bietet dem Le-

ser und Kunden einen Mehrwert, einen Zusatznutzen, oder er

garantiert zusätzliche Wertschätzung und vereinfacht Kom-

munikations- oder Bestellprozesse.

Wer dagegen rein auf Rabatte setzt, erschafft eher ei-

nen berechnenden und lustfeindlichen Konsumenten. Wer

erinnert sich nicht mehr an die Kampagne „Geiz ist geil“ aus

dem Jahr 2002, die bis 2011 von Saturn genutzt wurde. Haupt-

kritikpunkt daran war, dass daraus ein verstärkter Preiswett-

bewerb von Herstellern und Händlern und eine aggressive

Marktpolitik entstand. Auch die Kirchen übten Kritik, da Geiz

als ein Motiv für Sünden gilt, als eines von sieben Hauptlas-

tern.

LERNEFFEKT FÜR COUPONING

Ein Coupon muss nicht immer eine Rabattaktion sein. Er kann

auch eine Serviceleistung anbieten oder einen exklusiven

Kreis wie im Beispiel einladen. Wer auf Rabatt setzt, sollte sei-

ne Aktionen dosieren. Um negative Wirkungen auf das Pro-

dukt oder die eigene Dienstleistung zu vermeiden, sollte man

sich mit den psychologischen Folgen von Rabattaktionen auf

die eigenen Konsumenten oder Kunden intensiv beschäftigen

und Konzepte und Ideen sorgfältig abwägen. Vermieden wer-

den müssen Botschaften wie: „das ist nur etwas für arme Leu-

te, denn eigentlich ist das Produkt überteuert und nur deswe-

gen können Rabatte eingeräumt werden“. Auch sollte nicht

der Eindruck entstehen, dass es nur unbestimmte und winzi-

ge Gewinnchancen gibt. Der Rabatt sollte daher immer in Ab-

wägung zwischen dem Sparzwang der Konsumenten und der

Konsumfreiheit gesehen werden.

Einladung zur

Luxus-Shopping-Night

14.7.

Ein Coupon in einem

Zeitungsmagazin kann

für die Zielgruppe so

gestaltet werden, dass

er wertig ist.